Gerade genug - und nicht mehr! Wer mit wenig viel erreichen will, muss eines wissen: Reduzieren aufs Wesentliche ist gar nicht so einfach. Das trifft auf alles Mögliche zu, besonders jedoch auf die Einrichtung von Wohnung oder Haus. Hat man es jedoch einmal geschafft, sich auf das Wesentliche zu beschränken und sich von Unnötigem zu trennen, ist die schwerste Hürde zu einem stilvollen Ambiente genommen.
In Räumen, die mit allerlei Möbelstücken und diversem Kleinkram vollgestopft sind, fühlt man sich schnell erdrückt. Befinden sich in einem Raum jedoch nur wenige, aufeinander abgestimmte Objekte in einheitlichem Stil, welcher sich wie ein roter Faden durch alles hindurchzieht, strahlen Räume sofort mehr Eleganz, Offenheit und Großzügigkeit aus. Warum sieht der neue Deko-Artikel zuhause plötzlich lange nicht mehr so toll aus wie im Kaufhaus? Die Antwort lautet schlicht: Weil er dort wahrscheinlich als alleinstehender Eyecatcher fungierte und nicht mit anderem Krimskrams konkurrieren musste. So schmerzlich es zunächst auch sein mag: Wer sich rigoros von Nebensächlichem trennt und Raum schafft für wenige, jedoch stilistisch miteinander harmonierende und gut platzierte Hingucker, wertet seine Inneneinrichtung enorm auf.
Klare Linien und schlichte Formen schaffen Eleganz
Wer Eleganz lediglich mit Nüchternheit oder Sterilität verbindet, benutzt dies vielleicht nur als Ausrede, um sich nicht von Dingen trennen zu müssen, die vermeintlich Gemütlichkeit erzeugen sollen, oft jedoch stilistisch nicht zueinander passen und lediglich Platz verbrauchen. Auch muss man sich beim Design des Minimalismus nicht ausschließlich mit neutralen Farben wie Schwarz, Weiß, Braun oder Grau begnügen. Man kann diese durchaus mit knalligen Farben kombinieren, die jedoch nur vereinzelt als Hingucker eingesetzt werden und dadurch größere Wirkung erzielen.
Werden Vasen, Sofakissen, Teppiche, Blumen oder eine geschickt platzierte Dekorfolie als Farbtupfer eingesetzt, ziehen sie in einem ansonsten in neutralen Tönen gehaltenen Raum die Aufmerksamkeit auf sich und beleben ihn so auf dezente Weise. Möbel dürfen nicht zu viele, unterschiedliche Stilrichtungen haben. Gerade Linien, Ecken und Kanten sollten dominieren, es darf aber auch etwas Rundes dabei sein, um das Ganze aufzulockern. Doch eben nur vereinzelt, damit das Motto der Klarheit und Geradlinigkeit erkennbar bleibt.
Mit kleinen Schritten beginnen
Wer anfängt, zunächst allen Kleinkram, der sich auf Schränken oder Vitrinen angesammelt hat, abzuräumen, ist bereits auf dem richtigen Weg. Möbeloberflächen als Ablage zu nutzen, verhindert, dass das Auge die Kante (beispielsweise eines Schrankes) als gerade Linie wahrnimmt. Ist diese aber klar sichtbar und erfüllt ihre Funktion als Abgrenzung, bringt dies Ruhe und Struktur in den Raum, was sich auch auf den Gefühlszustand des Betrachters auswirkt. Dasselbe gilt für Materialien und Farben. Setzt man zum Beispiel auf eine farbige Sonnenschutzfolie am Dachfenster als Eyecatcher, erzielt man eine bessere Wirkung, wenn man die Wände dann in neutralen Farbtönen hält, statt sie ebenfalls farbig auffällig zu gestalten.
Pippi Langstrumpfs "Villa Kunterbunt" mag ja für manchen durchaus einen ganz besonderen Reiz haben, wer jedoch auf Eleganz und Stil setzt, sollte farblich und stilistisch vielleicht lieber etwas zurückhaltender vorgehen. Was aktuell sehr angesagt ist: Man kombiniert Naturmaterialen wie Holz und Stein mit Stahl, Chrom oder Eisen und bringt dadurch mehr Wärme in sehr minimalistisch gestaltete Räume. Denn, dass durchgehend geradlinige Formen und neutrale Farben ohne jegliche Unterbrechung eher kalt und nüchtern wirken, stimmt.
Der Einrichtungsstil sollte die Persönlichkeit widerspiegeln
Wird ein Raum lediglich nach „Schema-F“ eingerichtet und sagt nichts über seinen Besitzer aus, wirkt er langweilig und tot. Oft beobachtet man, dass prominente Persönlichkeiten sich gern pompöse Häuser als reine „Prestigeobjekte“ zulegen und sich darin fotografieren lassen, ihre persönlichen Rückzugsorte jedoch geheim halten und diese, entsprechend ihrer Persönlichkeit, oft ganz anders gestalten.
Authentizität ist bei der Wohnungseinrichtung also oberstes Gebot, ebenso wie ein Gespür für die Harmonie von Form und Farbe. Da minimalistisches Design Räume optisch vergrößert und viel Licht beansprucht, könnte man daraus schließen, dass es von Personen, die Offenheit, Ruhe, Übersichtlichkeit und Klarheit schätzen, bevorzugt wird. In der Praxis heißt das: Große Fenster, gute Beleuchtung und eine klar erkennbare Ordnung, statt formalem Stilmix, Farbvielfalt und persönlicher Erinnerungsstücke zuhauf.
Natürlich sind spartanisch eingerichtete Räume auch einfacher zu reinigen, was jeden Ordnungsfanatiker freut. Lust bekommen auf die „Kunst des Weglassens“? Dann Ärmel hochkrempeln und ausmisten! So lange, bis gerade noch genug da ist und kein bisschen mehr. Tipp: Für jedes neu gekaufte Objekt sofort etwas anderes entsorgen. Denn echter Minimalismus ist kompromisslos.